Auftragseingänge brechen um 9,4 Prozent ein – Deutschlands Stahlindustrie unter Druck

Die Stahlindustrie steht angesichts sinkender Auftragseingänge und Auftragsbestände weiterhin unter erheblichem Druck. Während die Produktion und die Beschäftigung stabiler erscheinen, bleibt die wirtschaftliche Situation angesichts der langfristigen Rückgänge eine Herausforderung für die Branche, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilt. Deutlich wird dabei auch, welche Auswirkungen der Krieg in der Ukraine für diesen Industriezweig hat.

Demnach sind die Auftragseingänge im 3. Quartal 2024 gegenüber dem Vorquartal kalender- und saisonbereinigt um 9,4 Prozent gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresquartal betrug der Rückgang sogar 9,7 Prozent. Damit setzt sich der Abwärtstrend in einer Branche fort, die ohnehin stark von den gestiegenen Energiepreisen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine belastet ist.

Seit Kriegsbeginn zeigt sich jedoch ein etwas gedämpfter Rückgang: Gegenüber dem 1. Quartal 2022 fielen die Auftragseingänge bis zum 3. Quartal 2024 um 6,8 Prozent. Dies liegt deutlich unter dem Minus von 13,4 Prozent, das das Verarbeitende Gewerbe – dazu zählen alle Industrie- und Handwerksbetriebe – insgesamt im gleichen Zeitraum verzeichnete.

Die Produktion der Stahlindustrie ist dagegen im 3. Quartal 2024 gegenüber dem Vorquartal leicht um 0,7 Prozent gesunken, zeigt jedoch im Jahresvergleich ein Plus von 2,7 Prozent. Dennoch bleibt die langfristige Entwicklung negativ: Gegenüber dem 1. Quartal 2022 sank die Stahlproduktion um 5,2 Prozent was die Belastungen der Branche durch Energiepreisschocks und schwächelnde Nachfrage widerspiegelt.

Der rückläufige Auftragseingang schlägt sich auch im Auftragsbestand nieder: Dieser sank im 3. Quartal 2024 gegenüber dem Vorquartal um 4,9 Prozent und lag 2,9 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresquartals. Seit dem 1. Quartal 2022 verzeichnete die Stahlindustrie einen Rückgang des Auftragsbestands um 5,5 Prozent.

Der Umsatz der Branche ging ebenfalls zurück. Im 3. Quartal 2024 sank er um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal und um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Langfristig ergibt sich ein Umsatzminus von 1,7 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 2022 – ein Rückgang, der jedoch weniger stark ausfällt als im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt (minus 6,5 Prozent).

Beschäftigung steigt, wird aber wieder sinken

Gleichzeitig gab es einen Zuwachs bei der Beschäftigung in der deutschen Stahlindustrie. Ende September 2024 arbeiteten in der Branche rund 71.200 Menschen, ein Plus von 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs stieg die Zahl der Beschäftigten sogar um 4,7 Prozent. Diese Entwicklung steht im Gegensatz zum Verarbeitenden Gewerbe insgesamt, wo die Beschäftigtenzahl im September 2024 gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,9 Prozent sank.

Die Zahl dem Beschäftigen wird allerdings vermutlich deutlich sinken in den nächsten Geschäftsjahren. Allein Thyssenkrupp hat angekündigt, 11.000 Stellen abbauen oder auslagern, einen Standort schließen, die Produktionskapazitäten herunterfahren. Auch andere Industriezweige wollen Arbeitsplätze abbauen.