Deutschland hat ein Alkohol-Problem!
Die Fehltage wegen Alkoholmissbrauchs schnellen hoch auf einen Rekordwert. Auf 100 berufstätige Versicherte kamen 2023 ganze 16 Fehltage. Das ergibt eine Auswertung der AOK Rheinland/Hamburg unter ihren Versicherten. 2022 waren es noch 15,3 Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) je 100 Versicherter. Die „Rheinische Post“ berichtete zuerst.
► Dabei geht es nicht um einen schweren Kater mit Übelkeit oder Kopfschmerzen als Grund, sondern: Der behandelnde Arzt hat eine psychische oder Verhaltensstörung beim Patienten wegen Alkoholkonsums festgestellt und ihn arbeitsunfähig krankgeschrieben – meist für mehrere Tage am Stück.
DAK kommt auf geringere Zahlen
Besonders betroffen: die über 60-Jährigen. Sie kamen vergangenes Jahr auf 27,6 Krankheitstage je 100 Versicherte. Auf die Gruppe der 20- bis 29-Jährigen entfielen 3,8 Krankheitstage.
ABER: Die DAK kommt auf BILD-Anfrage auf geringere Zahlen: acht Krankheitstage pro 100 Versicherte wegen Alkoholmissbrauchs im vergangenen Jahr.
Experten und Politik sind dennoch alarmiert. AOK-Chefin Carola Reimann zu BILD: „Deutschland ist beim Alkohol Hochkonsumland. Neue Erkenntnisse der Forschung zeigen, dass selbst moderater Konsum ein gesundheitliches Risiko darstellt. Deshalb müssen wir präventiv früher gegensteuern.“
Drei erfolgversprechende Maßnahmen laut Reimann:
► Altersgrenzen bei Bier und Wein
► stärkere Beschränkungen für Alkohol-Werbung
► Abschaffung des begleiteten Trinkens von Minderjährigen
Drogenbeauftragter will durchgreifen
Auch Burkhard Blienert, Drogenbeauftragter der Bundesregierung, will streng durchgreifen, fordert in BILD: mehr Prävention bei Kindern und Jugendlichen, weniger Werbung für Alkohol und andere Suchtmittel und mehr Hilfsangebote.
Blienert: „Egal, wie viel und was man trinkt, jeder Schluck kann Krebs auslösen und regelmäßiger Konsum süchtig machen. Keine andere Droge zerstört so viele Leben, entzweit so viele Familien, führt zu so viel Gewalt und Unfällen. Ganz abgesehen, was das unsere Gesellschaft und Wirtschaft kostet.“
Janosch Dahmen (43), gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen, nennt den AOK-Bericht „alarmierend“. Zu BILD: „Alkohol ist leider nicht harmlos. Dauer und Dosis des Konsums sind entscheidend für die Gesundheit. Wir müssen mehr in Prävention und Aufklärung investieren.“