Er nimmt nach wie vor kein Blatt vor den Mund: Der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat und Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hat bei Markus Lanz den für ihn typischen Klartext geliefert – und Kanzler Olaf Scholz (SPD) für dessen Wahlkampftaktik kritisiert.
Auf die Frage des Talkmasters, ob er den Marschflugkörper „Taurus“ an die Ukraine geliefert hätte, antwortete der Steinbrück: „Ja!“
„Und zwar“, so Steinbrück unmissverständlich, „spätestens in dem Augenblick, wo der amerikanische Präsident und auch die britische Regierung bereit sind, die Erlaubnis zu geben für weiter reichende Lenkwaffensysteme. Und das hat ja stattgefunden.“
„Und wie erklären Sie sich, dass der amtierende Kanzler das nicht macht?“, fragte Lanz sofort weiter. Steinbrück staubtrocken: „Das kann ich Ihnen nicht beantworten, weil ich nicht der amtierende Kanzler bin.“
Steinbrück: „Würde niemals mit Angstfaktor spielen“
Als Nächstes wollte Lanz von Steinbrück wissen, was er von der aktuellen Angst-Rhetorik des Kanzlers hält. Der Moderator: „Man stellt sich auf eine Wahlkampfbühne und sagt: Das ist ganz furchtbar, dass Putin jetzt diese weitreichenden Waffen eingesetzt hat. Diese spürbare Angst vor der Nuklearmacht Russland, so nach dem Motto ‚Ich weiß mehr als ihr und nur ich kann das für euch lösen‘.“
Steinbrücks klare Antwort: „Ich würde niemals mit diesem Angstfaktor spielen, was allerdings mehrere Kräfte in Deutschland tun. Auch das Bündnis Sahra Wagenknecht, auch die AfD. In Wirklichkeit führt Putin längst Krieg gegen uns und gegen Europa. Einem Gewaltherrscher ergebe ich mich nicht, indem ich auf der Klaviatur von Angst spiele.“
Prompt fragte Markus Lanz auf den Punkt: „Tut Olaf Scholz das? Verströmt er dieses Gefühl von Unsicherheit im Land?“ Steinbrück zog nicht zurück: „Ja. Es ist jedenfalls schwammig.“ Lanz: „Und ist das gut?“ Steinbrück: „Nein. Es wäre jedenfalls nicht meine Haltung.“
Lanz: Scholz-Kommunikation ist „fatal“
„WirtschaftsWoche“-Journalistin Sonja Álvarez setzte noch einen drauf: „Wir haben gesehen, wie er vom vermeintlichen Friedenskanzler auf einmal zum Angstmacherkanzler wird.“
Lanz zum Schluss: „Ich möchte keinen Kanzler haben, bei dem ich irgendwie spüren kann, dass er Angst hat. Ich glaube auch gar nicht, dass Olaf Scholz Angst hat. Aber diese Angst spielt plötzlich in der politischen Kommunikation eine Rolle, und das ist mindestens genauso fatal.“