Es ist ja auch zum Davonfliegen: Die Ampel-Überlebenden von SPD und Grünen bilden in Berlin eine Minderheitsregierung, bekommen im Bundestag allein nichts mehr gewuppt. Wahlkampf ist aber auch schon. Da bieten sich Dienstreisen an – zu verlockend, die Macht der Bilder: In der Ferne sieht’s noch nach Regieren aus.

Schön zu beobachten an diesem Montag bei Kanzler Olaf Scholz, Vizekanzler Robert Habeck und Außenministerin Annalena Baerbock. Konkrete Anlässe oder neue Abkommen? Neue Ausrichtung der Wirtschafts- oder Außenpolitik?

CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen (59) zu BILD: „Das ist keine Außenpolitik mehr, das ist Wahlkampf getarnt als Außenpolitik.“

Scholz: Voller Koffer, leere Hände in Kiew

Gut fürs Foto: Wenn Mächtige die Taschen selbst tragen. In diesem Fall: Kanzler und sein Koffer, der Kanzler und der Kriegs-Präsident. Und dazu die Nachricht, Scholz sage der Ukraine weitere Militärhilfe für 650 Millionen zu.

Blöd nur: Die 650 Millionen verkauft Scholz in Kiew gerade das zweite Mal als neu. Die sind alt, seine Hände leer.

Dabei galt bisher galt das Scholz-Motto für Kiew-Reisen: „Es muss bei einem Besuch vor Ort darauf ankommen, dass konkret etwas vorangebracht wird und darf nicht nur ein Fototermin sein.“ Der ist allerdings schon zwei 2,5 Jahre alt. Und nun ist Wahlkampf.

Habeck: Schön grün in Kenia

Gut getroffen hat es auch Wahlkämpfer und Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck (55). Der ist noch immer Minister für Wirtschaft und Klima. Zu Hause rauscht ihm ein wichtiger Teil der Wirtschaft runter. Aber in Kenia ist es auch jetzt schön grün und noch nicht ganz so heiß wie im Februar, wenn in Deutschland gewählt wird.

Der Ober-Grüne: kümmert sich in Kenia um erneuerbare Energien, die Start-up-Szene und den fünften Deutsch-Afrikanischen Wirtschaftsgipfel …

Baerbock: Schaulaufen in Peking

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (43) ist mal wieder in Peking. Sie redete mit ihrem Amtskollegen Wang Yi (71) unter anderem über den Ukraine-Krieg und über Chinas Beteiligung an Waffen-Produktion für Putins Krieg. Das sieht nach Macht und Weltpolitik aus.

Nur: In Peking juckt das kaum noch jemanden. Man weiß: Diese Regierung war einmal. Baerbock traf zwar ihren Amtskollegen, doch der ist im Kommunisten-Reich nur so was wie der Torwächter: Wichtig und mächtig sind die Verantwortlichen im Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas.

Ein Brutal-Urteil zu den Außer-Landes-Reisen der Spitzen der Ampel-Reste kommt von PR-Professor und Ex-VW-Kommunikations-Vorstand Klaus Kocks (72, HS Osnabrück): „Wir sehen Ausflüge ins Ausland. Das ist Feigheit vor dem Parlament und Flucht vor dem eigenen Volk.“

Kocks unverblümt zu BILD: „Mit Verlaub, die Herrschaften verpissen sich.“