Washington – Große Bühne für Angela Merkel (70): Anlässlich des Erscheinens ihrer Memoiren „Freiheit“ feierte Ex-Präsident Barack Obama (63) die deutsche Altkanzlerin vor ausverkauftem Saal in der US-Hauptstadt Washington.
Als sich Merkel und Obama unter großem Applaus in zwei Sesseln vor dunkelblauem Vorhang niederlassen, brandet Jubel auf. Der Ex-Präsident im grauen Anzug, die Altkanzlerin in weißem Blazer mit schwarzer Hose. Eintritt für die große Angie-Show: mehr als 400 Dollar!
„Ich bin nicht Oprah Winfrey“
„Ich bin nicht Oprah Winfrey“, beginnt Obama. Eigentlich sei dies nicht sein Job, aber für seine „liebe Freundin“ Angela, den „Star der Show“, mache er eine Ausnahme. Merkel spricht Deutsch, obwohl ihr Englisch exzellent sei, wie Obama anmerkt. Aber da die deutsche Ex-Kanzlerin „eine sehr präzise Person“ sei, werde simultan übersetzt.
Acht Jahre lang bildeten der erste schwarze US-Präsident und die erste Frau im Kanzleramt zwischen Washington und Berlin ein Gespann. Als Obama 2009 sein Amt antrat, war Merkel schon da – als er 2017 abtrat, war Merkel noch immer da. Das Verhältnis zwischen den beiden Staatschefs war nicht immer so harmonisch:
▶︎ 2008 verwehrte Merkel dem damaligen Hoffnungsträger der Demokratischen Partei eine Bühne vor dem Brandenburger Tor. Stattdessen sprach Obama in Berlin an der Siegessäule vor mehr als 200 000 Menschen. „Ich habe mich darüber nicht geärgert“, sagt Obama. „Aber du hast das gedacht und sich noch fünf Jahre später dafür entschuldigt.“ Darauf Merkel: „Nee, jetzt kommt meine Version der Geschichte.“ Sie habe an diesem besonderen Ort der deutschen Geschichte keinen Präzedenzfall schaffen wollen, „denn dann wäre morgen der russische Präsidentschaftskandidat und dann der vietnamesische Kandidat gekommen“.
▶︎ Auch 2013 gab es Knatsch, als der US-Geheimdienst NSA Merkels Handy abhörte. „Ausspähen unter Freunden – das geht gar nicht“, schimpfte die Kanzlerin damals. In ihren Memoiren schreibt sie, sie habe das Obama deutlich gesagt. Dieser habe versichert, „dass er von der Maßnahme nichts gewusst habe und sie für die Zukunft gestoppt sei“.
„Danke an das Publikum. It was wonderful.“
Merkel plaudert über ihre Schwierigkeiten als erste Frau auf dem Kanzlersessel – und verweist, unter Anspielung auf die jüngste Wahlniederlage von Kamala Harris, auf die bislang fehlende Erfahrung der USA mit einer Präsidentin. Da müsse man auf die Zukunft hoffen …
„Sie ist eher die Wissenschaftlerin, es geht um Fakten und Analysen“, lobt Obama seine einstige Amtskollegin. Merkel merkt noch an, das Buch zu schreiben, sei „sehr harte Arbeit“ gewesen, „die ich komplett unterschätzt habe“. Dann ist die Angie-Show vorbei: „Danke an das Publikum“, ruft sie. „It was wonderful.“