Wolfsburg – Ab Montagvormittag stehen bei Volkswagen die Bänder still. Die IG Metall hat zu einem Mega-Warnstreik an neun von zehn VW-Standorten aufgerufen. Beginnen soll der Ausstand um 9.30 Uhr in Zwickau, ab 10 Uhr folgen Wolfsburg und weitere Standorte, teilte die Gewerkschaft mit.
▶︎ Betroffen sind neben Zwickau und Wolfsburg die Werke in Hannover, Emden, Kassel-Baunatal, Braunschweig, Salzgitter und Chemnitz sowie die „Gläserne Manufaktur“ in Dresden. In allen betroffenen Fabriken werde die Produktion „temporär auf Eis liegen“, kündigte Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger an. Beginnen soll der Ausstand an den meisten Standorten zeitgleich mit Wolfsburg um 10 Uhr, Dresden und Kassel-Baunatal folgen um 12 Uhr und 12.30 Uhr.
Zwei Stunden Warnstreik in jeder Schicht
Der Warnstreik werde jeweils rund zwei Stunden dauern und danach in jeder Schicht wiederholt werden, sagte ein Sprecher. Dazwischen werde normal produziert.
Nach Angaben aus Gewerkschaftskreisen dürfte der zweistündige Warnstreik zu einem Ausfall von mehr als tausend Fahrzeugen führen, die nicht gebaut werden könnten. Volkswagen hat nach eigenen Angaben Vorkehrungen getroffen, um die Auswirkungen der befristeten Arbeitsniederlegungen gering zu halten.
Am Wochenende war bei Europas größtem Autobauer die Friedenspflicht ausgelaufen, in der Arbeitskämpfe nicht erlaubt waren. Gröger: „Nun folgen Warnstreiks, die das Unternehmen nicht übersehen kann. Wenn nötig, wird das einer der härtesten Konflikte, den Volkswagen je gesehen hat.“
VW fordert zehn Prozent Lohnkürzung
In dem Konflikt geht es um die Bezahlung der rund 120 000 Beschäftigten in den Werken der Volkswagen AG, wo ein eigener Haustarif gilt. Hinzu kommen mehr als 10 000 Mitarbeiter bei VW Sachsen, für die 2021 eine Angleichung an den Haustarif vereinbart wurde. VW lehnt bisher jede Erhöhung ab – stattdessen fordert der Autobauer wegen der schwierigen Lage des Konzerns zehn Prozent Lohnkürzung. Auch Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen stehen im Raum.
„Am Verhandlungstisch war Volkswagen nicht zu einer tragfähigen Lösung des Tarifkonflikts bereit“, sagte der für Berlin, Brandenburg und Sachsen zuständige IG-Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze. „Daher müssen Warnstreiks den Druck auf das Management erhöhen.“
Am 9. Dezember treffen sich beide Seiten zur nächsten Tarifrunde.