Ein Geschäftspartner des flüchtigen Ex-Wirecard-Vorstands Jan Marsalek hat in einem Spionageverfahren in London ein Geständnis abgelegt. Das berichten der „Spiegel“ und das „Handelsblatt“.
Demnach sollen Marsaleks Geschäftspartner Orlin Roussev (46) sowie dessen Komplize Bizer Dzhambazov (43) sich bereits vor Tagen der Spionage für Russland schuldig bekannt haben. Mutmaßlich im Auftrag von Marsalek. Beide stammen aus Bulgarien.
Die Angeklagten sollen sich mit einem russischen Agenten verschworen haben, der unter dem Namen Rupert Ticz auftrat. Dabei habe es sich um Marsalek gehandelt, meldete die britische Nachrichtenagentur PA aus dem Strafgerichtshof Old Bailey.
„Es gibt drei Angeklagte in dem Fall. Zwei weitere Angeklagte haben sich der Spionagedelikte bereits schuldig bekannt“, sagte die Staatsanwältin Alison Morgan zu Beginn ihres Eröffnungsvermerks zur Verhandlung.
Marsalek ist seit der Skandal-Pleite des ehemaligen Dax-Konzerns untergetaucht und wird in Russland vermutet.
Botschaft in Deutschland im Visier
Die geständigen Bulgaren müssen sich keinem Prozess mehr stellen, sondern es wird direkt ein Strafmaß gesprochen. Der Termin dafür ist noch nicht bekannt. Marsalek ist in dem Prozess nicht selbst angeklagt.
Anders sieht es bei zwei Frauen im Alter von 30 und 33 Jahren und einem 39-jährigen Mann aus, die alle in Großbritannien wohnen. Sie sind bulgarische Staatsbürger.
Der Anklage zufolge haben die mutmaßlichen Spione Personen und Orte ausgespäht, die für Russland interessant sind. In Deutschland seien das etwa eine Luftwaffenbasis sowie eine nicht näher genannte Botschaft gewesen.
Die Spionageaktivitäten sollen in London, Stuttgart, Wien, Valencia und Montenegro stattgefunden haben. Im Visier hätten die mutmaßlichen Spione vor allem prominente russische Regierungskritiker gehabt, die aus ihrer Heimat geflohen seien, sagte Staatsanwältin Alison Morgan.
„Zwischen 2020 und 2023 haben diese drei Angeklagten gemeinsam mit anderen Personen zum Wohle Russlands spioniert“, sagte Morgan. Sie seien „mit ausgefeilter Methodik“ vorgegangen, hätten falsche Identitäten verwendet und moderne Technologie eingesetzt.
Morgan sagte, die Angeklagten hätten Bildmaterial beschafft und detaillierte Berichte über ihre Zielpersonen erstellt. Im Gegenzug hätten sie „beträchtliche Summen“ erhalten.