Bis zur nächsten Weltreise haben es die meisten Deutschen nicht weit: Dafür reicht ein Besuch im Zoo. Hier liegen zwischen Afrika und dem Nordpol, Elefanten und Eisbären bloß ein paar Meter. In Berlin geht das gleich doppelt, denn es gibt den Zoo im Westen und den Tierpark im Osten der Stadt.
Damit ist die Hauptstadt Europas Zoo-Metropole. Insgesamt belegen die beiden Einrichtungen eine Fläche von 193 Hektar, so viel wie 270 Fußballfelder. 1647 verschiedene Arten gibt es dort und mehr als 26.000 Tiere. Allein im vergangenen Jahr kamen zusammengerechnet mehr als 5,6 Millionen Besucher.
Doch nicht nur in der Hauptstadt ist das Beobachten von Tieren beliebt. Knapp 20 Prozent der Deutschen gehen laut Verbrauchs- und Medienanalyse, einer Online-Befragung zum Konsumverhalten, mindestens einmal pro Jahr in einen Zoo. Gleichzeitig sehen sich die Einrichtungen schon seit Längerem mit Kritik konfrontiert, sie seien nicht mehr zeitgemäß. Zwar stimmten in einer Insa-Umfrage vor einigen Jahren noch immer 82 Prozent der Deutschen der Aussage zu, dass es Zoos geben solle. Immerhin zwölf Prozent aber waren der Meinung, dass diese abgeschafft werden sollten.
„Ein moderner Zoo ist ständig im Wandel“, sagt Volker Homes, Geschäftsführer beim Verband der Zoologischen Gärten (VdZ). „Wenn Sie heute in einen guten Zoo gehen, den Sie auch vor 20 Jahren schon einmal besucht haben, sieht der anders aus.“ Derzeit sind große Projekte mit aufwendigen Themenwelten im Trend, etwa nachgebaute afrikanische Savannengebiete, Tropenwälder für Schildkröten und Vögel oder Unterwasser-Landschaften mit künstlichen Korallenriffs.
„Wir streben möglichst naturähnliche Abläufe an“, sagt Homes. Jährlich geben die 70 in dem Verband gelisteten Einrichtungen nach eigenen Schätzungen etwa 110 Millionen Euro für Baumaßnahmen aus.
Viele der Parks machten in der Corona-Zeit aus der Not eine Tugend und bauten um. 2020, im ersten Jahr der Pandemie, brach die Zahl der Besucher um 37 Prozent auf nur noch 28,2 Millionen ein. Zuvor erfasste der VdZ jährliche Werte von mehr als 45 Millionen, der bisherige Rekord wurde noch nicht wieder geknackt. 2023 kamen rund 43,5 Millionen. „Menschen aus allen Altersgruppen, allen sozialen und kulturellen Schichten“, sagt Homes.
Und das trotz der gestiegenen Ticketpreise. 20 Euro kostet die Tageskarte für einen Erwachsenen mittlerweile im Zoo Berlin. 2015 waren es 13 Euro. Das hängt vor allem mit stark gestiegenen Ausgaben zusammen. Dadurch blieb bei einem Umsatz von rund 30,5 Millionen Euro im vergangenen Jahr nur ein Gewinn von knapp 428.000 Euro.
Zu der geringen Marge trägt auch bei, dass sich die Berliner mit zwei Panda-Bären einen besonderen Luxus leisten. Die Tiere werden ausschließlich über die chinesische Regierung verliehen, und Peking entscheidet, an wen. Eine Million Dollar (900.000 Euro) muss der Zoo dafür jedes Jahr bis 2032 an einen Natur-Fonds zahlen, der den Artenschutz der seltenen Pandas voranbringen will, wie aus einer Statistik der Berliner hervorgeht.
Immerhin aber macht der Hauptstadt-Zoo Gewinne, in vielen Orten sieht das anders aus. „Häufig sind es die Städte, die die Zoos betreiben oder bezuschussen“, sagt VdZ-Geschäftsführer Homes. „Viele Einrichtungen sind gemeinnützige Betriebe oder vereinsgetragen und arbeiten nicht wirtschaftlich profitabel.“
Felix Seifert ist Redakteur im Ressort Wirtschaft und Finanzen. Er schreibt unter anderem über die Themen Karriere, Mittelstand und Immobilien.