„Machen Sie die Tür auf, hier ist das Ordnungsamt!“
Es war die wohl größte Razzia gegen Sozialbetrug und Kindergeld-Abzocke in Deutschland. Dienstag um 6 Uhr früh stürmten 400 Einsatzkräfte das Problemhochhaus „Weißer Riese“ (320 Wohnungen) in Duisburg (NRW). Die Ermittler von Ordnungsamt, Polizei, Arbeitsagentur und Familienkasse klopften an allen Wohnungstüren, kontrollierten alle Bewohner.
Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (48, SPD) hatte die Aktion angeordnet, sagte: „Wir wollen wissen, wer hier zu Unrecht Sozialleistungen bezieht oder wer ausländerrechtlich gar nicht mehr hier sein darf.“
Damit niemand entwischen kann, sicherten Polizisten alle Ein- und Ausgänge des Wohnblocks, dann arbeiteten sich die Kontrolleure des Ordnungsamts durch die verwahrlosten Treppenhäuser bis hoch in den 20. Stock.
Viele Festnahmen und kaum Kinder im „Weißen Riesen“
Die Bilanz des Großeinsatzes: 16 Männer wurden von der Polizei festgenommen, davon 14 wegen illegalen Aufenthalts. Zwei Männer wurden bereits mit Abschiebehaftbefehlen gesucht. Dazu kamen fünf weitere Personen, nach denen wegen unterschiedlicher Delikte bereits bundesweit gefahndet wurde.
Kontrolliert wurden alle 320 Wohnungen. Von den offiziell 1414 im „Weißen Riesen“ gemeldeten Bewohnern wurden allerdings nur 591 angetroffen – dafür aber 124 Menschen, die eigentlich woanders oder gar nicht gemeldet waren.
Die Ermittlungen gehen deshalb noch weiter: In den Fokus rücken auch die Personen, die bei der Kontrolle nicht angetroffen wurden. Hier besteht der Verdacht, dass sie dort in Wahrheit gar nicht wohnen – in ihrem Namen aber Bürgergeld oder andere Sozialleistungen eingestrichen werden.
Dabei geht es insbesondere auch ums Kindergeld – denn auch von den offiziell 300 in dem Haus gemeldeten Kindern waren kaum welche da. Wie viele genau fehlten, werde von der Polizei noch ermittelt.
„Ein guter Tag für den Rechtsstaat“
Aus Sicht der Stadt war der Einsatz ein Erfolg. Duisburgs OB Link nach der Aktion: „Das war ein guter Tag für den Rechtsstaat!“ Gegenüber BILD kündigte er weitere Aktionen an. „Wir werden die Lage sehr genau im Blick behalten und immer wieder nachfassen, um Recht und Ordnung durchzusetzen.“