Luxemburg/Berlin – Gefährliche Schrottautos, gefälschte Rechnungen und Betrug in Millionenhöhe: Die Europäische Staatsanwaltschaft (EPPO) mit Sitz in Luxemburg hat bei einer groß angelegten Razzia unter dem Decknamen „Nimmersatt“ eine internationale Auto-Mafia hochgenommen! Auch in Deutschland gab es dabei Durchsuchungen.

Die Masche: Unfallwagen – teilweise Totalschäden – seien in den USA günstig gekauft und in die EU verschifft worden. In Litauen wurden sie nach EPPO-Angaben nur oberflächlich repariert und dann als fast neue Autos in Europa verkauft.

Mindestens 16.500 Fahrzeuge aus Litauen im Gesamtwert von 144 Millionen Euro seien so zu Geld gemacht worden. Kunden hätten Höchstpreise für Fahrzeuge gezahlt, bei denen teilweise sogar der Airbag fehlte!

200 Objekte in 10 Ländern wurden durchsucht

1.000 Ermittler durchsuchten insgesamt 200 Objekte in 10 Ländern, darunter in Deutschland, Litauen und Spanien. Zehn Verdächtige wurden festgenommen – darunter der mutmaßliche Kopf der Bande, ein Litauer. Ermittelt wird zudem gegen Hauptverdächtige mit russischer Staatsangehörigkeit.

Aufgedeckt worden sei ein „extrem komplexes und kriminelles Netzwerk mit Verbindungen in 18 Länder“. Die Ermittlungen richten sich gegen führende Mitglieder der Organisation aus Russland und Litauen sowie gegen Personen, die für Import und Transport der Fahrzeuge verantwortlich sind – darunter Dutzende Autohändler.

Die Betrüger nutzten laut Staatsanwaltschaft ein Netz aus Briefkastenfirmen, um Zölle und Mehrwertsteuer in Millionenhöhe zu hinterziehen. Gefälschte Rechnungen seien vorgelegt worden.

Bei ihrer zweitägigen, europaweiten Razzia beschlagnahmten die Ermittler vom Zoll insgesamt 116 Autos im Gesamtwert von etwa 2,3 Millionen Euro sowie Bargeld und Luxusgüter im Wert von 500.000 Euro. Außerdem Immobilien, Grundstücke und Firmenanteile im Wert von 5,1 Millionen Euro.

Ursprünglich hatte die Steuerfahndung Dresden ermittelt. Sie übergab den Fall 2023 an die EPPO, die als unabhängige Staatsanwaltschaft der Europäischen Union für Straftaten zum Nachteil der finanziellen Interessen der EU zuständig ist.

Die EPPO auf BILD-Anfrage: „Der bisher geschätzte Schaden beläuft sich auf mindestens 31 Millionen Euro an hinterzogener Mehrwertsteuer und Zollabgaben.“ Die Ermittlungen dauern an.